Wir sind im Fußballfieber – die EM läuft gar nicht so schlecht, und das Thema Kicken rangiert zur Zeit ganz oben auf der Small-Talk-Liste. Wir fragen also aus gegebenem Anlass: Ist Fußballspielen eigentlich gesund?
Neun von zehn Deutschen betreiben in irgendeiner Art und Weise Sport
– aus Spaß natürlich, aber auch, um fit und gesund zu bleiben. Und der Fußball als echter Volkssport nimmt dabei eine besondere Rolle ein, vom Kicken auf dem Pausenhof bis hin zum semiprofessionellen Vereinsfußball. Ob passiv oder aktiv, Fußball ist der Deutschen liebstes Kind: Viele fiebern nicht nur auf der Couch mit, sondern spielen selbst im Verein oder einer Hobbymannschaft – und haben meist eher den Spaß am Kicken im Sinn als den Gesundheitsaspekt. Dabei wirkt sich dieser Sport weitaus vorteilhafter auf die Gesundheit aus als viele vermuten. Schauen wir also mal, wie gesund der Ballsport ist – und wo eventuelle Risiken liegen.
Fitness:
Klar, Fußball hält fit: Beim Fußball werden sowohl die Schnellkraft als auch die Ausdauer trainiert. Langsame Laufphasen wechseln mit Sprinteinheiten und kurzen Ruhephasen ab. Wenn Profifußballer 90 Minuten durchspielen, legen sie je nach Position 11 bis 14 Kilometer zurück. Auch ambitionierte Hobbykicker machen ganz schön Strecke – oft in Intervallen mit großer Beschleunigung und hohen Geschwindigkeiten. Aber nicht rein lineare, sondern azyklische Bewegungsabläufe stehen im Vordergrund. Abrupte Wendungen und Drehbewegungen, das sensible und exakte Spiel mit dem Ball sowie der Körpereinsatz verlangen dem Spieler Hochleistungen ab. Dabei muss er sich ständig an die jeweilige Situation anpassen, das erfordert eine hohe Konzentration.
Kraft:
Schnelle Antritte mit hohen Beschleunigungen, Richtungswechsel und Sprünge fordern die weißen Muskelfasern, während bei langsamem Traben und lockerem Laufen eher die rote Muskulatur benötigt wird. Vor allem dadurch unterscheidet sich Fußball von reinen Ausdauersportarten wie Laufen, Radfahren und Schwimmen. Während der komplexen Bewegungsabläufe ist ein exaktes Zusammenspiel der unterschiedlichen Muskelgruppen notwendig. Die einzelnen Gelenke werden von bis zu 60 unterschiedlichen Muskeln angesteuert und stabilisiert. Neben den Beinen und Füßen ist im Zweikampf und beim Spiel mit dem Ball auch die Rumpf- und Nackenmuskulatur gefordert.
Rücken- und Gelenkfreundlichkeit:
Die vorgebeugte Körperhaltung der meisten Fußballspieler führt leicht zu einem Ungleichgewicht der Rumpfmuskulatur. Das begünstigt Blockaden im Bereich des Iliosakralgelenks, also am unteren Rücken. Gerade beim Kopfball kommt es zu hohen Krafteinwirkungen im Bereich der Halswirbelsäule. Wer aber die Muskulatur gut vorbereitet und richtig trainiert, kann Rückenverletzungen vorbeugen.
Die am häufigsten von Verletzungen betroffenen Gelenke sind das Knie- und das Sprunggelenk
Rotationsbewegungen können zu Verletzungen des Kapsel- und Bandapparates führen. Das Risiko steigt, je erschöpfter der Spieler ist, weil die Muskulatur verzögert anspricht und der Körper die notwendige Kraft nicht mehr aufbauen kann. Eine gut ausgeprägte Muskulatur hilft, Verletzungen zu vermeiden.
Herz/Kreislauf:
Fußballspielen ist ein hervorragendes Herz-Kreislauf-Training: Es verbessert die Sauerstoffaufnahme im Blut und verbessert die Pumpfunktion des Herzens. Damit reduziert sich der Blutdruck und die Herzfrequenz im Ruhezustand.
Verletzungsrisiko
Wer kickt, lebt nicht ganz ungefährlich, denn Fußball ist eine Kontaktsportart. Viele unerwartete Situationen, Kopfballduelle, Fouls oder Zusammenstöße mit anderen Spielern führen zu einem höheren Verletzungsrisiko als reine Ausdauersportarten. Auch widriges Wetter oder eine schlechte Bodenbeschaffenheit können die Unfallgefahr erhöhen. Am häufigsten kommt es beim Fußball zu Muskelverletzungen – von einfachen Prellungen und Quetschungen bis zu Muskeleinrissen. Auch die Sprung- und Kniegelenke sind gefährdet: Bänderdehnung, Außenbandriss im Sprunggelenk und Kreuzbandriss im Knie gehören zu den klassischen Verletzungen im Fußballsport.
Verletzungen im Fußball sind oft auch eine Folge von Überlastung
Das reicht von Muskelkater und Krämpfen bis hin zu chronischen Reizzuständen im Bereich der Sehnen und Ansätze am Knochen. Gerade die sogenannte Schambeinastentzündung sowie Entzündungen an den Sehnenansätzen des Kniegelenks können dazu führen, dass Fußballer oft lange ausfallen.
Auch Verletzungen am Kopf sind keine Seltenheit
Während man kleine Platzwunden einfach versorgen kann und sie in der Regel gut heilen, muss man bei schweren Stößen immer eine Gehirnerschütterung ausschließen. Bei Verdacht sollte der Spieler vom Feld genommen und der Fall medizinisch abgeklärt werden. Typische Symptome sind Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und Desorientiertheit. Gerade neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass immer wiederkehrende Erschütterungen auch das Gehirn schädigen können. Kinder sollten deshalb kein Kopfballtraining machen.
Unterm Strich sollte die individuelle Belastung dem Fitnessgrad angepasst werden – denn ein untrainierter Körper ist weit anfälliger für Verletzungen als jemand, der regelmäßig Kraft, Gelenkigkeit und Ausdauer trainiert.
Fazit:
Fußballtraining wirkt sich positiv auf Ausdauer, Kraft und das Herz-Kreislaufsystem aus. Dem steht allerdings ein erhöhtes Verletzungsrisiko gegenüber, verglichen mit reinem Ausdauersport. Denn Fußball gehört zu den sogenannten „high impact“ Sportarten, weil starke Kräfte auf die Muskulatur, die Knochen und die Gelenke wirken.
Verletzungen lassen sich beim Fußball nicht vollständig vermeiden – aber man kann durchaus vorbeugen. Voraussetzung ist eine gute Grundausdauer. Wer regelmäßig und gezielt Koordinationsfähigkeit und Kraft trainiert, kann sein Risiko bereits deutlich senken.
Direkt vor dem Sport sollte man sich immer mindestens eine Viertelstunde aufwärmen und dehnen – das bereitet Muskeln, Sehnen und Bänder auf die kommende Belastung vor. Ideal sind zum Beispiel Sit-ups und Liegestütze, ebenso Kniehebelauf und Seitgalopp. Nach einem anstrengenden Spiel sollten sich Fußballer immer gut regenerieren und generell die Ernährung auf den Sport abstimmen.